Warum ist Rauchen speziell für ältere Menschen sehr gefährlich?
Jeder von uns kennt es. Je älter wir werden desto mehr nimmt die Belastbarkeit unseres Körpers ab. Verletzungen brauchen deutlich länger zum Kurieren, das Immunsystem schwächelt und es häufen sich Vorerkrankungen an.
Fügen wir jetzt dem Körper durch das Rauchen Schaden zu wird es tückisch. Den die im Tabakrauch enthaltenen Giftstoffe verstärken altersbedingte Gesundheitsprobleme. In mehreren Studien wurde bereits festgestellt, das Rauchen das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle, COPD und bestimmte Krebsarten deutlich erhöht4.
Als wäre das nicht schlimm genug beeinflussen die Stoffe im Tabakrauch zudem auch die Wirkung vieler Medikamente. Durch die schlechtere Leberfunktion zum Beispiel kann der Abbau und die Wirksamkeit von Arzneimitteln stark beeinträchtigt werden. Das kann bei Blutverdünnern, Blutdruckmitteln und Antidepressiva der Fall sein5.
Rauchende Senioren haben zudem auch eine verlangsamte Wundheilung nach Operationen oder Stürzen, wodurch es schneller zu Komplikationen kommen kann und betroffene mit schwerwiegenden Folgen konfrontiert werden.
Besonders gefährlich ist Rauchen im Alter, weil:
- Das Immunsystem geschwächt ist und Infekte schwerer verlaufen
- Herz und Lunge anfälliger für dauerhafte Schäden sind
- Die Medikamentenwirkung durch Nikotin verändert wird
- Das Risiko für Stürze, Knochenbrüche und Komplikationen steigt
Die natürliche Zellregeneration im Alter bereits reduziert ist
Rauchen ist für ältere Menschen besonders riskant, weil es bestehende Altersrisiken verschärft, Heilungsprozesse verzögert und die Wirkung von Medikamenten stört
Gefäßerkrankungen und Herzinfarkt Risiko
Für Gefäßerkranken stellt Rauchen das größte Risiko dar und dass gilt besonders im Alter. Das im Tabakrauch enthaltene Nikotin und Kohlenmonoxid gelangt bei jeder Inhalation in den Blutkreislauf. So werden die Innenwände der Blutgefäße geschädigt.
Das führt schlussendlich zu Gefäßverengungen, Entzündungen und einer beschleunigten Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Im Alter sind diese Folgen fatal, da die meisten Menschen im hohen Alter bereits an Blutdruck, Diabetes oder einer gestörten Bluttfettverteilung leiden. Diese Risikofaktoren werden durch das Rauchen zusätzlich verstärkt6.
Ältere Menschen die Rauchen riskieren mit einem stark erhöhten Risiko die Chance auf einen Herzinfarkt. Menschen über 60, welche rauchen haben eine bis zu dreifach erhöhte Wahrscheinlichkeit für tödliche Herz-Kreislauf-Ereignisse. Zu dem Ergebnis kam eine große Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums7.
Wie Rauchen die Gefäße schädigt:
- Fördert chronische Entzündungen in den Blutgefäßen
- Verengt die Arterien und behindert den Blutfluss
- Erhöht die Gefahr von Blutgerinnseln (Thrombosen)
- Schwächt die Sauerstoffversorgung des Herzens
- Steigert das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall massiv
Rauchen im Alter erhöht drastisch die Gefahr für Herzinfarkte und Gefäßerkrankungen, da die geschädigten Gefäße weniger belastbar sind und sich langsamer regenerieren
Rauchen, Demenz und Gedächtnisverlust
Die Auswirkungen auf das Gehirn durch das Rauchen werden oft unterschätzt. Durch die Schädigung der Blutgefäße verschlechtert sich die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Nervenzellen. Das wiederum führt zu einer gestörten Konzentrationsfähigkeit, Merkvermögen und Denkgeschwindigkeit und kann im schlimmsten Fall zu Alzheimer oder vaskulärer Demenz führen8.
Freie Radikale im Tabakrauch begünstigen oxidativen Stress im Gehirn. Das führt dazu, dass sogenannte Beta-Amyloid-Plaques gefördert werden. Das ist einer der Hauptmechanismen bei der Entstehung von Alzheimer. In einer Meta-Analyse wurde festgestellt, dass Raucher bis zu 70 % höheres Risiko haben an Demenz zu erkranken als Nichtraucher9.
Leider ist auch Passivrauchen nachweislich dazu in der Lage die kognitiven Funktionen bei älteren Menschen stark zu beeinträchtigen10.
Wie Rauchen das Gehirn schädigt:
- Fördert Durchblutungsstörungen im Gehirn
- Erhöht oxidativen Stress und Zellschäden
- Beschleunigt den Abbau kognitiver Fähigkeiten
- Steigert das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz
- Vermindert langfristig Konzentration und Merkfähigkeit
Rauchen schädigt nicht nur den Körper, sondern auch das Gehirn – mit einem deutlich erhöhten Risiko für Demenz und geistigen Abbau im Alter
Methoden zur Raucherentwöhnung für ältere Menschen
Oft nehmen ältere Menschen von vornherein an, dass sie nicht mit dem rauchen aufhören können. Es fehlt der Glaube und der Wille mit dem Rauchen aufzuhören. Es wird angenommen, dass das jahrelange Rauchen nicht mehr abgewohnt werden kann. Tatsache ist, dass es heutzutage wissenschaftlich fundierte Ansätze gibt die speziell für ältere Menschen geeignet sind11.
Eine erfolgreiche Raucherentwöhnung bedarf indivdueklle Maßnahmen. So können neben einer Verhaltenstherapie, Nikotinersatzprodukte und medikamentische Unterstützung in Frage kommen.
Die psychologischen Aspekte dürfen dabei nicht zu kurz kommen. Ältere Menschen sind häufig mit Verlust, Einsamkeit oder Krankheit konfrontiert, weswegen eine intensive Beratung oder Gruppentherapie Wunder bewirken kann. Ebenfalls können digitale Produkte wie telefonische Beratungsgespräche oder Rauchfrei-Apps ältere Menschen bei der Raucherentwöhnung unterstützen12.
Geeignete Methoden für ältere Raucher:
- Verhaltenstherapie: Individuelle oder Gruppenberatung zur Musterunterbrechung
- Nikotinersatztherapie: Pflaster, Kaugummis oder Lutschtabletten zur Dämpfung von Entzugserscheinungen
- Medikamente: Wirkstoffe wie Bupropion oder Vareniclin können gezielt eingesetzt werden (nur unter ärztlicher Aufsicht)
- Telefonberatung & Apps: Niedrigschwellige Unterstützung ohne Fahrtwege
- Rauchfrei-Programme: Spezielle Kurse, auch über Krankenkassen gefördert
Auch im hohen Alter gibt es wirksame und gut verträgliche Methoden zur Raucherentwöhnung – besonders Verhaltenstherapie, Nikotinersatz und strukturierte Programme zeigen große Erfolge
Folgen beim Rauchstopp mit 70 Jahren oder über 75 Jahren?
Lohnt sich ein Rauchstopp mit über 70 Jahren? Die Antwort ist ganz klar: Ja!. Der Regenerationsprozess beginnt unmittelbar nach dem Rauchstopp und innerhalb der ersten 24 Stunden sinkt der Kohlenmonoxid Wert im Blut. Das führt zu einer besseren Sauerstoffversorgung. Bereits nach einigen Wochen ist die Lunge und die Durchblutung messbar gesünder1.
Selbst die Lebenserwartung kann verlängert werden. In einer großen europäischen Studie wurde festgestellt, dass selbt bei einem Rauchstopp ab 70 jahren die Sterblichkeitsrate im Vergleich zu weiterrauchenden Menschen um bis zu 30 % sinkt3.
Zudem verbessert sich die Lebensqualität auch im Alter noch. So wird man wieder mehr Energie, einen besseren Schlaf, weniger Kurzatmigkeit und eine stabilere Stimmung haben. Die kognitive Leistungsfähigkeit steigt und das zeigt sich auch bei unterschiedlichen Gedächtnistests unter gleichaltrigen Senioren13.
Was sich nach dem Rauchstopp bei über 70-Jährigen positiv verändert:
- Bessere Lungenfunktion und Atemkontrolle
- Weniger Schleimproduktion und Hustenanfälle
- Erhöhte Belastbarkeit im Alltag (z. B. beim Treppensteigen)
- Stabilisierung oder sogar Rückgang von Herz-Kreislauf-Risiken
- Verbesserte Durchblutung und Wundheilung
- Reduziertes Risiko für Lungenentzündung und Infekte
- Klareres Denken und besseres Gedächtnis
Ein Rauchstopp mit 70 oder sogar über 75 Jahren bringt spürbare körperliche und geistige Verbesserungen – und senkt das Sterberisiko deutlich
Quellen
1 U.S. Department of Health and Human Services. (2020). Smoking Cessation: A Report of the Surgeon General. Atlanta, GA: Centers for Disease Control and Prevention. Link
2 Reitz, C., Brayne, C., & Mayeux, R. (2011). Epidemiology of Alzheimer disease. Nature Reviews Neurology, 7(3), 137–152. DOI: 10.1038/nrneurol.2011.2
3 Gellert, C., Schöttker, B., & Brenner, H. (2012). Smoking and All-Cause Mortality in Older People: Systematic Review and Meta-analysis. Archives of Internal Medicine, 172(11), 837–844. DOI: 10.1001/archinternmed.2012.1397
4 World Health Organization. (2011). Tobacco: deadly in any form or disguise.Link
5 Zevin, S., & Benowitz, N. L. (1999). Drug interactions with tobacco smoking. An update. Clinical Pharmacokinetics, 36(6), 425–438. DOI: 10.2165/00003088-199936060-00004
6 Ambrose, J. A., & Barua, R. S. (2004). The pathophysiology of cigarette smoking and cardiovascular disease. Journal of the American College of Cardiology, 43(10), 1731–1737. DOI: 10.1016/j.jacc.2003.12.047
7 Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ). (2012). Rauchen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In: Rote Reihe – Tabakatlas Deutschland. Link
8 Chen, R., et al. (2011). Cigarette smoking and risk of dementia in the elderly: A systematic review and meta-analysis. Journal of Alzheimer's Disease, 23(3), 615–625. DOI: 10.3233/JAD-2010-101089
9 Reitz, C., et al. (2007). Effect of smoking and time since quitting on the risk of dementia and cognitive decline. Neurology, 68(6), 482–488. DOI: 10.1212/01.wnl.0000256364.78572.43
10 Chen, R., et al. (2013). Passive smoking and risk of cognitive impairment in older adults: A prospective cohort study. BMJ Open, 3(3), e002687. DOI: 10.1136/bmjopen-2013-002687
11 Stead, L. F., & Lancaster, T. (2012). Behavioural interventions as adjuncts to pharmacotherapy for smoking cessation. Cochrane Database of Systematic Reviews, Issue 12. DOI: 10.1002/14651858.CD009670.pub2
12 Zbikowski, S. M., et al. (2011). Telephone-based interventions for smoking cessation among adults aged 50 and older. Journal of Aging and Health, 23(1), 124–147. DOI: 10.1177/0898264310381277
13 Nooyens, A. C. J., et al. (2008). Smoking and cognitive decline among middle-aged men and women: The Doetinchem Cohort Study. American Journal of Public Health, 98(12), 2244–2250. DOI: 10.2105/AJPH.2007.130294