Wie wirken Zigaretten auf den Körper?
Kaum eine andere legale Substanz greift so systematisch in den menschlichen Körper ein wie der Rauch einer Zigarette. Schon nach wenigen Zügen gelangen hunderte giftige Stoffe in die Lunge – von Teer bis Kohlenmonoxid. Innerhalb von Sekunden verteilt sich das Nikotin über den Blutkreislauf im gesamten Körper[3]. Es beeinflusst das Nervensystem, verengt die Blutgefäße und bringt das Herz-Kreislauf-System aus dem Gleichgewicht.
Was viele unterschätzen: Die Schädigung passiert nicht erst nach Jahren – sie beginnt mit der ersten Zigarette. Die feinen Flimmerhärchen in den Atemwegen, die normalerweise Staub und Keime abfangen, werden gelähmt. Das bedeutet: Schadstoffe bleiben länger in der Lunge. Gleichzeitig erhöht sich der Puls, der Blutdruck steigt und die Sauerstoffversorgung sinkt. Der Körper reagiert mit Entzündungen, Zellschäden und langfristig – je nach Dauer und Intensität – mit chronischen Erkrankungen wie COPD, Arteriosklerose oder Krebs[4].
Schon mit der ersten Zigarette beginnt der Körper Schaden zu nehmen – und fast jedes Organ ist betroffen
Nachteile Rauchen: Liste
Die Liste der negativen Folgen des Rauchens ist lang – und sie betrifft weit mehr als nur die Lunge. Im Folgenden findest du die wichtigsten Nachteile im Überblick. Jeder einzelne Punkt wird im weiteren Verlauf noch genauer erklärt.
- Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Schädigung der Lunge und Entwicklung chronischer Atemwegserkrankungen
- Entstehung verschiedener Krebsarten
- Beeinträchtigung des Immunsystems
- Schlechtere Wundheilung und frühzeitige Hautalterung
- Fruchtbarkeitsstörungen und sexuelle Dysfunktion
- Erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2
- Psychische Abhängigkeit und erhöhtes Stresslevel
- Belastung der Umwelt und Mitmenschen durch Passivrauch
Erkrankung der Lunge
Die Lunge ist das erste Organ, das den giftigen Rauch aufnimmt – und damit auch das am stärksten betroffene. Rauchen schädigt die Lungenbläschen, reizt die Bronchien und begünstigt dauerhafte Entzündungen[5]. Besonders häufig entwickeln sich daraus chronische Krankheiten wie Bronchitis oder die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD).
Auch das Risiko für Lungenkrebs ist bei Rauchenden um ein Vielfaches erhöht – rund 90 % aller Fälle sind auf das Rauchen zurückzuführen[6]. Und selbst nach dem Rauchstopp dauert es viele Jahre, bis sich das Risiko wieder deutlich reduziert.
- Reizung und Entzündung der Atemwege
- Entwicklung von COPD und chronischer Bronchitis
- Stark erhöhtes Risiko für Lungenkrebs
Rauchen zerstört die Lunge schrittweise – und macht schwere Atemwegserkrankungen wahrscheinlich
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Rauchen wirkt sich direkt und massiv auf das Herz-Kreislauf-System aus. Bereits eine einzige Zigarette kann die Blutgefäße verengen und den Blutdruck erhöhen[7]. Langfristig führt das zu Arterienverkalkung (Arteriosklerose), was das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich steigen lässt.
Besonders gefährlich: Die Schäden entwickeln sich oft unbemerkt. Rauchende haben ein doppelt bis vierfach erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – auch wenn sie sich sonst gesund ernähren oder regelmäßig bewegen[8].
- Gefäßverengung und Durchblutungsstörungen
- Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
- Schnellere Gefäßalterung und Blutdruckanstieg
Rauchen ist einer der größten Risikofaktoren für Herzinfarkt, Schlaganfall und Gefäßschäden
Erhöhtes Krebsrisiko
Rauchen ist der größte vermeidbare Risikofaktor für Krebs. Im Tabakrauch stecken über 70 bekannte krebserregende Substanzen, die im Körper Zellen schädigen und Mutationen auslösen können[9]. Am bekanntesten ist der Zusammenhang mit Lungenkrebs – aber das ist längst nicht alles.
Auch Tumore in Mund, Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre, Blase, Niere, Bauchspeicheldrüse und sogar im Magen und Darm werden deutlich häufiger bei Rauchenden diagnostiziert[10]. Je länger und intensiver geraucht wird, desto größer das Risiko – oft über Jahrzehnte spürbar.
- Lungenkrebs (ca. 90 % der Fälle durch Rauchen)
- Höheres Risiko für viele weitere Krebsarten
- Langfristige Schädigung selbst bei Passivrauchen möglich
Rauchen verursacht nicht nur Lungenkrebs – sondern steigert das Risiko für zahlreiche, oft tödliche Krebsarten
Auswirkungen auf das Gehirn
Rauchen verändert auch die Prozesse im Kopf – und zwar messbar. Nikotin beeinflusst Botenstoffe wie Dopamin und Acetylcholin, was kurzfristig wach und konzentriert machen kann[11]. Doch langfristig leidet darunter das Gleichgewicht im Gehirn. Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit lassen nach – besonders bei älteren Rauchenden.
Außerdem zeigen Studien, dass Rauchen das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer oder vaskuläre Demenz deutlich erhöht[12]. Der Grund: Die Durchblutung des Gehirns wird gestört, und es entstehen vermehrt Entzündungen und Zellschäden.
- Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
- Störung der Botenstoffbalance
- Höheres Risiko für Demenz und kognitive Einschränkungen
Rauchen schadet auch dem Gehirn – es fördert Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche und Demenz
Hautalterung
Rauchen lässt die Haut deutlich schneller altern. Die Schadstoffe im Zigarettenrauch verengen die Blutgefäße und reduzieren die Sauerstoffversorgung der Haut[13]. Dadurch wird die Haut trockener, dünner und verliert an Elastizität – Falten entstehen früher und tiefer.
Zudem hemmt Rauchen die körpereigene Kollagenproduktion, was die Spannkraft der Haut verringert. Besonders typisch sind sogenannte „Raucherfalten“ um Mund und Augen sowie ein fahl-grauer Teint.
- Frühzeitige Faltenbildung
- Verlust von Spannkraft und Elastizität
- Schlechtere Wundheilung und Hautdurchblutung
Rauchen beschleunigt den Alterungsprozess der Haut – sichtbar und spürbar
Schlechtere Zahngesundheit
Rauchen hat deutliche Auswirkungen auf Zähne und Zahnfleisch. Nikotin und Teer lagern sich an den Zahnoberflächen ab und führen zu hartnäckigen Verfärbungen[14]. Gleichzeitig wird die Durchblutung im Zahnfleisch gestört, was Entzündungen begünstigt und die Heilung verlangsamt.
Langfristig erhöht sich das Risiko für Parodontitis – eine chronische Entzündung, die den Zahnhalteapparat schädigt und letztlich zu Zahnverlust führen kann. Zudem maskiert Rauchen oft typische Warnzeichen wie Zahnfleischbluten, wodurch Erkrankungen unbemerkt fortschreiten.
- Gelbe Zähne und Mundgeruch
- Erhöhtes Risiko für Zahnfleischentzündungen und Parodontitis
- Schlechtere Wundheilung nach Zahnbehandlungen
Rauchen schädigt Zähne und Zahnfleisch – oft sichtbar, aber lange unterschätzt
Liebesleben
Rauchen kann sich negativ auf die Sexualität auswirken – bei Männern wie bei Frauen. Durchblutungsstörungen, hormonelle Veränderungen und Nervenschäden zählen zu den häufigsten Ursachen[15]. Bei Männern äußert sich das häufig in Erektionsproblemen, bei Frauen kann es zu verminderter Erregbarkeit und Trockenheit kommen.
Dazu kommen psychologische Faktoren: Geruch, Geschmack und das gesundheitliche Gesamtbild wirken sich oft auch auf die Attraktivität und das Selbstbewusstsein aus – und damit indirekt auf das Liebesleben.
- Erhöhtes Risiko für Erektionsstörungen
- Weniger sexuelle Lust und Empfindsamkeit
- Wirkung auf Selbstbild und Attraktivität
Rauchen wirkt sich negativ auf die Sexualität aus – körperlich, hormonell und emotional
Geschwächtes Immunsystem
Rauchen schwächt das Immunsystem gleich auf mehreren Ebenen. Die Abwehrzellen werden in ihrer Funktion gestört, Entzündungsreaktionen nehmen zu und Krankheitserreger haben leichteres Spiel[16]. Das führt dazu, dass Infektionen häufiger auftreten und langsamer abklingen.
Auch Impfungen wirken bei Rauchenden oft schlechter, und das Risiko für chronische Entzündungen – etwa der Atemwege – ist deutlich erhöht. Insgesamt ist der Körper durch das Rauchen anfälliger für Viren, Bakterien und Pilze.
- Schlechtere Infektabwehr
- Häufigere Atemwegs- und Erkältungskrankheiten
- Erhöhte Anfälligkeit für Entzündungen
Rauchen schwächt die körpereigene Abwehr – der Körper wird anfälliger für Infekte und Entzündungen
Schaden für Dritte
Rauchen betrifft nicht nur die, die zur Zigarette greifen – auch Menschen im Umfeld sind durch Passivrauch gesundheitlich gefährdet[17]. Besonders Kinder, Schwangere, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen leiden unter der Schadstoffbelastung, die beim Mitrauchen entsteht – oft ungewollt und unbemerkt.
Schon kurze Passivrauch-Exposition kann Atemwege reizen, Kopfschmerzen auslösen und das Risiko für Asthma, Lungenentzündung oder Herzprobleme steigern. In Innenräumen – etwa Wohnungen, Autos oder Restaurants – ist die Belastung besonders hoch und hält oft länger an, als der Rauch sichtbar ist.
- Höheres Risiko für Atemwegserkrankungen bei Kindern
- Erhöhte Herz-Kreislauf-Belastung bei Erwachsenen
- Mehr Frühgeburten und Entwicklungsstörungen bei Ungeborenen
Passivrauchen schadet auch Nichtraucher:innen – besonders verletzlichen Gruppen wie Kindern und Schwangeren
Rauchen in der Schwangerschaft
Rauchen in der Schwangerschaft gehört zu den gefährlichsten vermeidbaren Risiken für das ungeborene Kind. Giftstoffe wie Nikotin und Kohlenmonoxid gelangen direkt über die Plazenta in den Blutkreislauf des Babys[17]. Das kann die Entwicklung massiv beeinträchtigen.
Mögliche Folgen sind ein geringes Geburtsgewicht, Frühgeburten, Fehlbildungen sowie ein erhöhtes Risiko für plötzlichen Kindstod. Auch langfristig zeigen Kinder von Raucherinnen häufiger Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten.
- Erhöhtes Risiko für Früh- und Fehlgeburten
- Wachstumsstörungen und geringes Geburtsgewicht
- Langfristige Entwicklungsprobleme beim Kind
Rauchen in der Schwangerschaft gefährdet die gesunde Entwicklung des Kindes von Anfang an
Passivrauchen
Auch wer nicht selbst raucht, kann durch Zigarettenrauch ernsthaft gesundheitlich geschädigt werden. Passivrauchen bedeutet, dass man die Schadstoffe aus der Luft einatmet – teils in ähnlicher Konzentration wie die rauchende Person selbst[18].
Besonders empfindlich reagieren Kinder, Schwangere, ältere Menschen und Menschen mit chronischen Erkrankungen. Passivrauchen erhöht nachweislich das Risiko für Atemwegsinfekte, Asthma, Herzkrankheiten und sogar Lungenkrebs – allein durch das Mitrauchen in der Umgebung.
- Höheres Risiko für Atemwegserkrankungen
- Erhöhtes Krebs- und Herzinfarktrisiko
- Besonders gefährlich für Kinder und Schwangere
Passivrauchen ist kein harmloser Rauch – es gefährdet die Gesundheit aller in der Nähe
Schaden für die Lebensqualität
Rauchen beeinflusst nicht nur die Gesundheit – sondern auch den Alltag. Viele der negativen Folgen zeigen sich im ganz normalen Leben: beim Atmen, Lachen, Sport treiben, Essen oder Schlafen. Die Kondition lässt nach, der Geschmackssinn wird stumpfer, und viele empfinden soziale Einschränkungen – etwa durch Geruch, Raucherpausen oder Schamgefühle[19].
Hinzu kommen psychische Belastungen durch die Abhängigkeit. Wer raucht, steht oft unter innerem Druck: Wann kann ich die nächste rauchen? Habe ich genug Zigaretten? Das wirkt sich langfristig auf Lebensfreude, Selbstbild und sogar Beziehungen aus.
- Weniger Energie und Ausdauer im Alltag
- Einschränkungen beim Genuss von Essen und Bewegung
- Soziale und psychische Belastung durch Abhängigkeit
Rauchen schmälert die Lebensqualität – körperlich, psychisch und sozial
Quellen
- [1] U.S. Department of Health and Human Services. (2020). Smoking Cessation: A Report of the Surgeon General. Link
- [2] World Health Organization (WHO). (2017). WHO report on the global tobacco epidemic: Monitoring tobacco use and prevention policies. Link
- [3] Benowitz, N. L. (2010). Nicotin pharmacology and addiction. New England Journal of Medicine, 362(24), 2295–2303. Link
- [4] Schraufnagel, D. E., et al. (2019). Health effects of ultrafine particles: a systematic literature review. Journal of Aerosol Medicine and Pulmonary Drug Delivery, 32(3), 103–109. Link
- [5] Eisner, M. D., et al. (2010). Secondhand smoke exposure, pulmonary function, and COPD risk in nonsmokers: the impact on public health. Annual Review of Public Health, 31, 297–311. Link
- [6] Islami, F., et al. (2015). Global trends of lung cancer mortality and smoking prevalence. Translational Lung Cancer Research, 4(4), 327–338. Link
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- [19] Öberg, M., Jaakkola, M. S., Woodward, A., Peruga, A., & Prüss-Ustün, A. (2011). Worldwide burden of disease from exposure to second-hand smoke: a retrospective analysis of data from 192 countries. The Lancet, 377(9760), 139–146. Link
- [20] Tonstad, S. (2009). Cigarette smoking, smoking cessation, and mental health: a review of the literature. European Psychiatry, 24(1), 1–6. Link